Internationale Partnerschaft
Partnerschaft mit der Erkek Lisesi in Istanbul (seit 2001)
"Wir vermitteln den Schüler/innen interkulturelle Kompetenz: Wir ermöglichen das Erlernen verschiedener Fremdsprachen mit beruflichem Bezug und gestalten internationale Begegnungen.“ (Auszug aus dem Leitbild der Schule)
Der Austausch zwischen den Kaufmännischen Schulen Hausach und dem Istanbul Erkek Lisesi geht auf die Initiative von OStR Helmut Friedl zurück, der vor seiner Tätigkeit an den Kaufmännischen Schulen Hausach (1995 bis 2003) am Istanbul Erkek Lisesi tätig war. Er organisierte 2001 einen Schüleraustausch der beiden Schulen, der dann zuerst von ihm und später vom stellvertretenden Schulleiter StD Michael Bauer weitergeführt wurde. Seit 2005 ist Hans-Michael Uhl, Pfr.RL verantwortlich dafür, dass im zweijährigen Turnus 12-15 Schüler/innen aus der Eingangsklasse WG 11 des Wirtschaftsgymnasiums unserer Schule sich mit etwa gleichaltrigen Schüler/innen aus Istanbul treffen.
D.h. im ersten Jahr kommen die Schüler/innen aus Istanbul nach Hausach und sind sieben Tage Gäste in den Familien ihrer deutschen Partnerschüler/innen. Im darauffolgenden Jahr sind unsere Schüler/innen dann für eine Woche Gast in den Partnerfamilien in Istanbul.
Von Anfang an war es Ziel der Begegnung, nicht nur den kulturellen Aspekt eines solchen Austausches zu akzentuieren, sondern auch durch Betriebsbesichtigungen und Kontakte zu sozialen und politischen Einrichtungen für die jeweiligen Partner einen Einblick in die gesellschaftliche Realität zu verschaffen. Sprachprobleme gibt es eigentlich nicht, da am Istanbul Erkek Lisesi Deutsch Unterrichtssprache ist und insofern die türkischen Schüler/innen ausreichend deutsche Sprachkenntnisse besitzen bei ihrem Besuch in Hausach. Da fast alle Schüler/innen in Istanbul aus Familien mit akademischem oder beruflich qualifiziertem Milieu stammen, konnten die deutschen Schüler/innen sich in den Familien zumindest auf Englisch verständlich machen und verstehen.
Ziele und Chancen der Begegnung
- Das Kennenlernen und die persönliche Auseinandersetzung mit der jeweils anderen Kultur durch den Aufenthalt in den Familien und die Unternehmungen in Stadt und Umland. Wahrnehmung von Differenzen und Vergleichbarem.
- Information und Diskussion über die Problematik und Vielfalt der jeweiligen Heimatorte, d.h. zum einen den Schüler/innen aus Istanbul die Besonderheiten und Chancen des kleinstädtisch/mittelständisch strukturierten Kinzigtals zu zeigen, zum anderen unseren Schüler/innen die Möglichkeiten und Herausforderungen einer Metropole wie Istanbul zu verdeutlichen, insgesamt die Auseinandersetzung mit der Stadt-Land-Problematik in unterschiedlichen Kontexten zu ermöglichen.
- Das Verhältnis zwischen Deutschland und der Türkei in seiner Facettenvielfalt bewusst zu machen, bzw. Aspekte kritisch zu diskutieren.
- Kontakt und Austausch mit den türkischen Partnern/innen auch über den Projektzeitraum hinaus und eine größere Sensibilität und Offenheit im Blick auf interkulturelle, soziale, politische und religiöse Fragestellungen.
Die Struktur der 2-jährigen Begegnungsphase
a) Informations-, Motivations- und Anmeldephase in beiden Schulen (Beginn des ersten Schuljahres, Oktober bis Februar)
b) Die einander zugeordneten Partner nehmen über das Internet Kontakt auf und lernen sich kennen, parallel wird in der Schule die erste Begegnung in Hausach geplant und vorbereitet.
c) Juni: Begegnung in Hausach
d) Die Schüler/innen bleiben im Kontakt mit ihren Partnern, einige besuchen sich auch in den Ferien gegenseitig.
e) Planung der zweiten Begegnung in Istanbul. Juni: zweite Begegnung in Istanbul
f) Weiterführung des Kontaktes auf privater Ebene durch die Schüler/innen, Einbeziehung von Schüler/innen zur Information und Motivation für die nächste Begegnungsrunde.
Erfolge und Grenzen eines solchen Projektes im Blick auf unsere Hausacher Schule
- Die Schüler/innen: Die Schüler/innen haben die praktische Chance zum interkulturellen Lernen. Sie müssen sich auf ihren Gast, der eine Woche in ihrer Familie lebt, einlassen und einen über mindestens über zwei Schuljahre dauernden Kontakt aufbauen und durchhalten. Beim Besuch in Istanbul sind sie Gast in der Fremde, im Blick auf Umgangsformen und Essen in der Familie und alle anderen Dimensionen des täglichen Lebens. In der Vorbereitung wird ihnen vermittelt, dass sie auf einer kleinen, aber doch entscheidenden Ebene so etwas wie „Botschafter“ unseres Landes, unserer Kultur und auch unserer Schule sind. Tatsächlich sind es etwa 10 – 15% der Partner, die über die Projektphase hinaus den Kontakt halten und sich zu Teil auch noch nach Jahren wieder besuchen.
- Die Eltern und Familien: Die Eltern und Familien sind selbstverständlich auch von einem solchen Austauschprogramm mit Familienaufenthalt betroffen.
- Der Freundeskreis der Kaufmännischen Schulen unterstützt die Unternehmung finanziell. Auch die Bezirkssparkasse Haslach-Zell fördert das Unternehmen seit Jahren durch eine Spende.
- Sowohl die Stadt Hausach als auch die Industriebetriebe, die wir besichtigen, unterstützen uns und nehmen unser Projekt als eine nicht alltägliche Form von Schüleraustausch wahr, gerade vor dem Hintergrund der nicht immer unproblematischen Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei, Deutschen und Türken in Deutschland.
Hier geht's zum Artikel im Schwarzwälder Boten vom 25.05.2019