Stunde mit den Autoren Bachtyar Ali und Ilija Trojanow regt zum Nachdenken an

Ilija Trojanow (links) im Gespräch mit Ali Bachtyar.

Im Rahmen des diesjährigen LeseLenzes sprachen die Autoren Bachtyar Ali und Ilija Trojanow an den KSH vor Schülerinnen und Schülern der 12. Klassen des Wirtschaftsgymnasiums.

Der vielfach ausgezeichneter Schriftsteller, Übersetzer und Verleger Ilija Trojanow  ging zunächst auf sein neuestes Buch mit dem Titel „Das Buch der Macht: Wie man sie erringt und (nie) wieder loslässt“, eine nacherzählende Übersetzung eines bulgarischen Klassikers von Stojan Michailowski, ein. Der alt gewordene Wesir des Osmanischen Reiches vermittelt seinem Neffen, in dem er einen geeigneten Nachfolger sieht, die Strategien des Herrschens. Die Antwort auf die Frage eines Schülers, warum der Wesir keine Spur von Moral zeige, liegt für Trojanow in der Psyche. Für ihn ist der Wesir ein Psychopath. Menschen, denen die Fähigkeit abgehe, sich in andere hineinzuversetzen, strebten besonders häufig nach Macht und seien „gut darin, sie zu behalten“, erklärte Trojanow. Er verwies dabei auf Parallelen zwischen dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump und dem Wesir.

Bachtyar Ali, der im irakischen Kurdistan geboren wurde und vor Verfolgung und Bürgerkrieg Mitte der 90er-Jahre nach Deutschland floh, war als junger Mann selber ein „Opfer der Macht“, wie der Autor erläuterte.  Auch heute noch litten Kurdinnen und Kurden in den Ländern, die sich die kurdischen Gebiete aufgeteilt haben, Irak, Türkei, Iran und Syrien, unter eingeschränkten Rechten und Unterdrückung. Als Beispiele nannte er die Unmöglichkeit, ein Geschäft zu eröffnen, und das Verbot der kurdischen Sprache an den Schulen. Es dürften auch keine Bücher auf Kurdisch erscheinen.

Ali, der für sein literarisches Werk mit dem Nelly-Sachs-Preis und Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil ausgezeichnet wurde, erzählte dann von seinem 2024 auf Deutsch erschienenen Roman „Die Herrin der Vögel“. Ein Mädchen kann sich nicht zwischen drei Heiratskandidaten entscheiden und stellt ihnen daher eine Aufgabe als Liebesbeweis: Acht Jahre lang sollen sie die Welt bereisen und 100 Vögel mit nach Hause bringen – und damit die weite Welt in die Enge, in der das Mädchen selbst leben muss. Den Bewerber, der den Duft der weiten Welt mitbringt, den will sie erhören.

Gegen den Missbrauch von Macht müsse man sich aktiv zur Wehr setzen, so Trojanow abschließend. Dafür brauche es zum einen Mut, aber auch Organisation. Diese sei immer mit Arbeit verbunden und laufe damit der Vorliebe des Menschen für Bequemlichkeit zuwider. Die Folge sei die Toleranz von Ungerechtigkeit und Gewalt, warnte der Autor, wobei er auch auf die extrem ungerechte Verteilung von Vermögen in Deutschland verwies. Für die Schülerinnen und Schüler war es eine interessante Stunde, die zum Nachdenken über das Verhältnis von Macht, Demokratie und autoritärer Herrschaft anregte.