Hausacher LeseLenz an den KSH

Autor Philipp Hager, links Schulleiterin Frauke Ebert, rechts Kulturbeauftragte der KSH Jutta Person.

Zur Autorenlesung in der Klasse 11/1 des Wirtschaftsgymnasiums nahm der österreichische Schriftsteller Philipp Hager im Klassenzimmer Platz, für Hager war es nach eigenem Bekunden die erste Schullesung. Das Eis zwischen dem Dichter und den Schülerinnen und Schülern schmolz schnell, als Hager bekannte, mit dem Wort „Gedicht“ selbst wenig anfassen zu können, „Kurzprosa“ sei eigentlich der viel bessere Begriff für seine literarischen Werke. Für seine Gedichte wählt Hager in der Mehrzahl autobiografische Kontexte, so auch für „Die Heimfahrt“, welches er nur wenige Tage nach der Geburt seines Sohnes 2017 geschrieben hat.
Mit schönen Sprachbildern illustriert Hager darin die Gefühle, die den jungen Vater auf der Heimfahrt im Auto mit der kleinen Familie auf der Rückbank durchströmt haben, und liefert im Klassenzimmer gleichsam fächerübergreifend auch noch die biologische Erklärung (hormonelle Veränderungen im Testosteron- und Oxytocin-Spiegel auch beim Mann) für die erhöhte Empathiefähigkeit. Über alternative letzte Gedichtstrophen  (die Deutschlehrerin Jutta Person hatte ihrer Klasse die „originale“ letzte Strophe vorenthalten) kamen Schriftsteller und Klasse ins Gespräch und Hager animierte die jungen Menschen, sich selbst einmal mit eigenen Gedichten zu versuchen. Und natürlich hatte er noch weitere Gedichte dabei, für die er in den Schülerinnen und Schülern ein aufmerksames Publikum fand. Die Klasse war sehr angetan von dieser außergewöhnlichen Deutschstunde.
Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin Olga Martynova las kurz darauf in der WG 12/2, mit der die russischstämmige Autorin nicht nur über ihr Schreiben, sondern auch über den Krieg in der Ukraine und seine Auswirkungen auf russische Kunstschaffende ins Gespräch kam. Sie selbst lebt seit 1991 in Deutschland hat aber nach eigener Aussage noch viele Kontakte in Russland.
In seiner dreitägigen Schreibwerkstatt „flüssiger text“ führte der freie Künstler und Wissenschaftler Jörg Piringer in das kreative Schaffen an der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine ein. Zunächst entstanden Texte, die nach dem Zufallsprinzip aus Zeitschriftenschnipseln zusammengesetzt wurden und dabei verblüffende Sinnzusammenhänge aufscheinen ließen. Mit von Piringer selbst geschriebenen Computerprogrammen erzeugten die Schülerinnen und Schüler auf dem Bildschirm faszinierende Gebilde aus Laut, Form und Buchstaben. Eine weitere Übung: Klebebuchstaben und Zeitschriftenfotos wurden auf schlichtem A-3-Papier kunstvoll arrangiert. Kreativität, Geduld, eine ruhige Hand und Teamgeist schließlich führten zu zwei witzigen Kurzvideos, die sich um das Wort „Stress“ drehten. Der Österreicher Jörg Piringer arbeitet in Bereichen wie elektronische Musik, visuelle Poesie, interaktive kollaborative Systeme und Videokunst und inspirierte die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler, indem er auch eigene Werke vorstellte und über sein Leben und sein künstlerisches Umfeld erzählte. Im nächsten „Wortwerk“ werden die Ergebnisse dieser Werkstatt zu sehen sein.